Wo möchte ich wohnen? Wo die Stadt den Ackerrain berührt,
wo man den letzten Rauch, den ersten Sturmwindstoß verspürt,
wo niedriger die Häuser werden und der kleine Mann
noch hier und da sein Eigen hat, – da siedle ich mich an.
Und freie Fluren will ich bis zum Horizonte sehn,
drauf Saaten in der Pfingstzeit und im Sommer Garben stehn,
wo herbstens mir die Jugend tollt und Drachen steigen auf
und um die Weihnacht sich der Schnee geruhsam wächst zu Hauf.
Und möchte wohnen so, daß meines Hauses Morgenwand
sich einem Garten öffne, drin ein wirrer Blütentand
sein Spiel entzünde, schlanke Rosen glühn und im Gerank
Des wilden Weins vertraulich mich erwarten Tisch und Bank.
Dort nahte, wie aus Wipfeln segnend, mondenheilige Ruh,
die meine Stirn dem reinen Glanz der Sterne höbe zu
und mir des Herzens leisern Puls befreite, – bis ich, froh
erwachend, staunend fragte: Großstadt, wo nur bist du, wo?
– So möcht ich wohnen, so – – !
Hermann Ploetz (* 31. Oktober 1870 in Cretlow in Pommern; † 3. November 1946 in Treffling in Kärnten) war ein deutscher Schriftsteller und Kunstkritiker.